3.4 Alarmanlage

von Andreas Thaler

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Die Schaltung zeigt einen Alarm an, wenn die grüne LED aufleuchtet. Die rote LED hat die Funktion einer Bereitschaftsanzeige (EIN).
Das Schaltbild ist mit dem von 3.3 „Mehr Verstärkung“ nahezu ident. Der einzige Unterschied besteht in der Anordnung des Schalters. Bei der Alarmanlage überbrückt der Schalter nicht die Kollektor-/Emitterstrecke des Transistors, sondern er schließt die Basisstrecke gegen Masse kurz.
Bei geöffnetem Schalter ist die Basis-/Emitterstrecke Teil der Reihenschaltung, bestehend aus roter LED mit ihren beiden Vorwiderständen, es liegen ca. 0,7 Volt Spannung (UBE) an der Basis an. Somit fließt Basisstrom, der Transistor schaltet durch und der Kollektorstrom lässt die grüne LED leuchten.

Bei geschlossenem Schalter fließt Strom über die in Reihe geschalteten Bauteile nach Masse:
    rote LED
    2,2-Kiloohm-Widerstand (links im Schaltbild)
    330-Kiloohm-Widerstand
    Schalter
 
Aufgrund des hohen Gesamtwiderstands (332,2 kOhm) erhält die rote LED nur wenig Strom und leuchtet schwach. Die Basis des Transistors ist mit der roten LED und den beiden Widerständen über die Reihenschaltung verbunden. Es fließt jedoch kein Strom in die Basis, da diese bei geschlossenem Schalter auf Massepotential (0 V) liegt. Somit steht keine Spannung zur Verfügung, damit Strom die Basis-/Emitterstrecke mit einem Potential von ca. +0,7 Volt durchfließen kann. Der Transistor schaltet nicht durch, es fließt kein Kollektorstrom, die grüne LED bleibt dunkel.

Berechnungen


Zustand „Schalter geöffnet“
 
Wir können für den Zustand „Schalter geöffnet“ sowie den Kollektorstrom die Berechnungen übernehmen, die wir bereits für 3.3 „Mehr Verstärkung“ durchgeführt hatten.
 Zur Berechnung des Basisstroms bei gegebener Eingangsspannung und gegebenem Widerstandswert lässt sich die Formel zur Berechnung eines LED-Vorwiderstandes verwenden. Wir fügen noch UBE hinzu, da an der Basis-/Emitterstrecke ein Spannungsabfall, vergleichbar mit einer Diode, stattfindet:
 
RV = (UE - UF) / ILED => RB(asis) = (UE - UF - UBE) / IB(asis)
 
Basisstrom IB  (= ILED rot)
 
332,2 kOhm = (9 V - 1,8 V - 0,7 V) / IB
IB = 6,5 V / 332,2 kOhm
IB = ILED rot ~ 19,57 uA
 
 
Kollektorstrom IC (= ILED grün)
 
Wir verwenden für die Berechnung des Kollektorstroms die bereits oben angeführte Formel zur Ermittlung eines LED-Vorwiderstandes, lassen aber UBE aus:
 
RV = UE - UF / ILED => RC = (UE - UF) / IC
 
2,2 kOhm = (9 V – 2,0 V) / IC
IC = 7 V / 2.2 kOhm
IC = ILED grün ~ 3,2 mA
 
Ebenso hatten wir bereits über das Kennlinienfeld des Transistors festgestellt, dass der Transistor mit diesem Basisstrom bei gegebener Last und Eingangsspannung voll durchschaltet.
 
 
Zustand „Schalter geschlossen“
 
Was noch fehlt, ist die Berechnung des Stroms ILED rot, der bei Zustand „Schalter geschlossen“ durch die rote LED  und ihre beiden Vorwiderständen nach Masse abfließt.1
Dazu setzen wir in die Formel zur Berechnung des LED-Vorwiderstands ein. Die beiden Widerstände addieren wir zuvor zu ihrem Ersatzwiderstand:
 
RErsatz = 2,2 kOhm + 330 kOhm
RErsatz = 332,2 kOhm
 
RV = (UE - UF) / ILED rot
 
332,2 kOhm = (9 V - 1,8 V) / ILED rot
ILED = 7,2 V / 332,2 kOhm
ILED rot = 21,7 uA
 

 
 

Schaltungssimulation in EveryCircuit

 
 
Zustand „Schalter geöffnet“
 

 
 
Die Schaltung verhält sich gleich wie in 3.3 „Mehr Verstärkung“, Basisstrom und Kollektorstrom beider Schaltungen stimmen daher überein. Da die Basisstrecke nicht mehr gegen Masse kurzgeschlossen ist (sich nicht mehr auf Massepotential 0 Volt befindet), sondern auf Potential UBE = 0,752 Volt liegt, fließt Basisstrom über den Emitter nach Masse. Der Transistor schaltet durch, die grüne LED leuchtet.
 
Berechnungen und Simulation stimmen sehr gut überein:

    ILED rot: berechnet 19,57 uA – simuliert 21,3 uA
    ILED grün: berechnet 3,20 mA – simuliert 3,20 mA
 
 
 
 
Zustand „Schalter geschlossen“
 

 
Die Simulation berechnet den Strom durch die rote LED mit 23,6 uA geringfügig höher als wir berechnet haben (21,7 uA). Der Grund dafür liegt darin, dass wir den Spannungsabfall an der roten LED mit 1,8 Volt geschätzt hatten. In der Simulation wird dieser Spannungabfall jedoch mit 1,17 Volt ausgewiesen. Der 330-Kiloohm-Widerstand zieht aufgrund seiner Größe (in der Reihenschaltung) mehr Spannung von der LED ab, was wir in unserer Schätzung nicht berücksichtigt hatten.
 
Wir sehen in der Simulation auch, dass bei geschlossenem Schalter der gesamte Strom durch die rote LED nach Masse abfließt und kein Strom über die Basis-/Emitterstrecke des Transistors fließt (Basis und Emitter liegen beide auf Massepotential 0 Volt, daher keine Potentialdifferenz, bedeutet keine Spannung und folglich kein Stromfluss). Daher schaltet die Kollektor-/Emitterstrecke des Transistors nicht durch und die grüne LED bleibt dunkel.
 
Die rote LED leuchtet in der Simulation nicht. Wir werden im Anschluss sehen, wie sich die rote LED beim Versuchsaufbau auf dem Steckbrett verhält.

 

Aufbau auf dem Steckbrett

 
Zustand „Schalter geöffnet“
 

 
Die rote LED leuchtet schwach, die grüne LED hell.
 
 
Zustand „Schalter geschlossen“
 
 
 
Die rote LED leuchtet etwas heller als bei geöffnetem Schalter. Die grüne LED bleibt dunkel.
Wenn wir dazu die Simulationen vergleichen, sehen wir, dass wir bei geschlossenem Schalter ILED rot = 23,6 uA und bei offenem Schalter ILED rot = 21,3 uA haben. Die Differenz von 2,3 uA ist auf dem Steckbrett als geringer Helligkeitsunterschied sichtbar.


 

Werte aus Messungen, Simulation und Berechnungen Ströme aus Messung

 
Spannungen
 
 

 

Messung:
Zustand „Schalter geschlossen“ (V)

Messung: Zustand „Schalter geöffnet“ (V)

Simulation:
Zustand „Schalter geschlossen“ (V)

Simulation: Zustand „Schalter geöffnet“ (V)

ULED rot 1,63 1,61 1,17 1,16
UR 2,2k (1) 0,048 0,043 0,052 0,047
UR 330k 7,32 6,62 7,78 7,04
ULED grün 0 1,95 0 1,81
UR 2,2k (2) 0 6,87 0 7,05
UBE 0 0,665 0 0,752
UCE 7,49 0,13 9 0,15
 

Ströme

 

Berechnung: Zustand „Schalter geschlossen“ (mA)

Berechnung: Zustand „Schalter geöffnet“ (mA)

Simulation:
Zustand „Schalter geschlossen“ (mA)

Simulation: Zustand „Schalter geöffnet“ (mA)

Berechnung aus Messung: Zustand „Schalter geschlossen“ (mA)

Berechnung aus Messung: Zustand „Schalter geöffnet“ (mA)

ILED rot

0,022

0,020

0,024

0,021

0,022

0,020

ILED grün

0

3,20

0

3,20

0

3,12


 
Berechnung Ströme aus Messung - Zustand „Schalter geöffnet“
 
Berechnung ILED rot aus gemessenem Spannungsabfall am 330-kOhm-Widerstand
 
U = R * I
6,62 V = 330 kOhm * IB
IB = 6,62 V / 330 kOhm
IB ~ 20,06 uA
 
Berechnung ILED grün aus gemessenem Spannungsabfall am 2,2-kOhm-Widerstand (2)
(= Vorwiderstand grüne LED)
 
U = R * I
6,87 V = 2,2 kOhm * IC
IC = 6,87 V / 2,2 kOhm
IC ~ 3,12 mA
 
 
Berechnung Ströme aus Messung - Zustand „Schalter geschlossen“
 
Berechnung ILED rot aus gemessenem Spannungsabfall am 330-kOhm-Widerstand
 
U = R * I
7,32 V = 330 kOhm * IB
IB = 7,32 V / 330 kOhm
IB ~ 22,18 uA
 
 

Fazit

 
Diese Schaltung zeigt, dass man bereits mit wenigen Bauteilen eine praxistaugliche Schaltung zusammenstellen kann. Oft muss man aber auch „verkehrt herum denken“, wie in diesem Fall, wo nicht ein geschlossener, sondern ein offener Schalter den Alarm auslöst.
 
Ebenso zeigt sich der Nutzen der Schaltungssimulation zur Überprüfung der eigenen Berechnungen. Dabei sollten Abweichungen immer hinterfragt und plausibel erklärt werden.
 
Schaltungssimulation wird dann bei komplexeren Schaltungen zunehmend wichtig, da die zugehörigen Berechnungen zeitaufwändig beziehungsweise anspruchsvoll sind. Dabei steigt naturgemäß das Fehlerrisiko. Auch können im Schaltungssimulator EveryCircuit der Stromlauf und die Spannungsänderungen animiert dargestellt werden. Das hilft beim Nachvollziehen und Verstehen der Schaltungsfunktionen.
 
   
1 Da der gesamte Strom durch die rote LED nach Masse abfließt, gibt es keinen Basis- und folglich auch keinen Kollektorstrom, den wir berechnen können.