Mit dieser Schaltung aus der Reihe „Grundschaltungen
der Elektronik“ von Burkhardt Kainka soll gezeigt werden, dass die
Hautoberfläche leitet und dabei dem Strom Widerstand entgegensetzt. Über einen
Finger soll dabei der Kondensator C1 aufgeladen und mit der gespeicherten
Ladung die LED zum Aufleuchten gebracht werden. Der Finger als Leiter wird im Schaltplan als
S1 mit Ersatzwiderstand R1 (für den Hautwiderstand) dargestellt. Die Schaltung entspricht ansonsten 4.1
„Laden und entladen“, siehe die Besprechung hier.
Mit dem Multimeter (Ohmmessung) wird der
Widerstand der Fingerkuppe zwischen den beiden Messpunkten gemessen. Die stark
schwankende Anzeige am Multimeter ergibt 30 MOhm Widerstand als gemittelten
Wert.
Auf diesem Ersatzwiederstand basiert die
folgende Berechnung der Ladezeit von C1 mit Electronics
Engineering ToolKIT PRO (eine iOS-App für Elektronik).
(Bezüglich Ladung und Entladung eines
Kondensators siehe auch die Besprechung zu 4.1
„Laden und Entladen“.)
R1 und R2 werden zusammengefasst und als
30-MOhm-Gesamtwiderstand in die App eingegeben. Da R1 (Ersatzwiderstand Finger)
ohnehin nicht genau ermittelt werden konnte und 27 kOhm (R2) in dieser
Reihenschaltung den Gesamtwiderstand nicht bedeutend erhöhen, wird diese
Unschärfe in Kauf genommen. Für den 10-uF-Kondensator ergibt sich somit
bei 9 Volt Ladespannung und einem Widerstand von 30 MOhm eine Gesamtladezeit
von 25 Minuten (bei 5 Tau).
·
Im Versuch soll aufgrund der
hohen Gesamtladezeit die Spannung bereits bei 1 Tau mit 5,69 Volt verifiziert
werden. Diese Kondensatorspannung sollte sich nach fünf Minuten Ladezeit
ergeben (s. Abbildung oben).
·
Weiters soll überprüft werden,
ob die Ladung nach 1 Tau ausreicht um die LED zum Aufleuchten zu bringen.
Ladestrom
Der maximale Ladestrom beträgt 300 nA und
wird beim Start des Ladevorganges erreicht. Danach verringert sich der
Ladestrom exponentiell. Die Ladespannung verhält sich genau umgekehrt, sie
steigt exponentiell bis zum Betrag der Ladespannung. Danach sperrt der Kondensator
(Gleichstromkreis). Die folgende Abbildung zeigt den momentanen
Stromfluss durch den Kondensator zu Beginn der Simulation.
Kondensatorspannung
Berechnung und Simulation stimmen überein. 1 Tau ist nach 5 min bei 5,69 V Kondensatorspannung erreicht. Die Abbildung zeigt den Anstieg der Spannungskurve, die in der Folge immer flacher wird, da es sich, wie schon gesagt, um einen exponentiellen Vorgang handelt.
Zum Einsatz kommt wieder das Experimentier-Steckboard
EXSB1 von ELV. Es bietet eine große Steckfläche, Anschlüsse sowie häufig
benötigte Bauteile wie Schalter und Potenziometer. Praktisch sind Mess- und
Massepunkte zum Anschließen von Messgeräten. Das spart auf dem Steckboard
Platz, da so Messspitzen und Klemmen nicht direkt in die Schaltung gebracht
werden müssen.
Laden
des Kondensators
Als Schalter S1 für die Verbindung des
Pluspols der Spannungsversorgung mit dem Kondensator, wird eine zweipolige Stiftleiste
eingesetzt …
… und mit einem Finger der Kontakt
geschlossen …
… was im Interesse einer stabilen
Verbindung etwas Fingereinsatz erfordert ;-)
Nach fünf Minuten Ladezeit sollte - laut
Berechnung – 1 Tau mit einer Kondensatorspannung von 5,69 Volt erreicht sein. Überprüft wird das mit dem Multimeter, das mit
Federklemmen über einen der Messpunkte und Masse an das Steckboard
angeschlossen ist. Ein Steckkabel verbindet dabei die Elektrode des
Kondensators, die mit dem Pluspol der Spannungsversorgung verbunden ist, mit
dem Messpunkt.
Um den Kondensator nur kurz zu belasten
(Spannungseinbruch), wird das Multimeter über einen zwischengeschalteten Taster
mit dem Potential des Kondensators gegen Masse verbunden. Per Tastendruck kann
der gemessene Spannungswert auf dem Gerät abgelesen werden.
Das Multimeter zeigt nach fünf Minuten
Ladezeit eine Kondensatorspannung in der Höhe von 4,12 Volt .
Damit wurden die
berechneten 5,69 Volt nicht erreicht.
Dafür kann es verschiedene Gründe geben:
1.
Der Hautwiderstand wurde mit 30
MOhm zu gering angesetzt.
2.
Bauteileschwankungen
3.
Die Verbindungen mit
Steckkabeln waren nicht stabil, was immer wieder vorkommt.
4.
Oder auch alle Faktoren
zusammen
(B.K. Ein weiterer Grund liegt im Messgerät. Ein Digitalmultimeter ermittelt den Messwert über das Laden und Entladen einen Kondensators und über eine Zeitmessung. Eine Messung dauert rund 100 ms. Der Messwert wird über diese Zeit gemittelt. Die relativ langsame Messung bedeutet zugleich, dass das Messobjekt, der Kondensator, in dieser Zeit über den Innenwiderstands des Multimeters etwas schon etwas entladen wird.)
Entladen
des Kondensators
Über einen zweiten Taster auf dem
Steckboard wird nun der teilgeladene Kondensator über die LED entladen. Ein
schwacher Lichtblitz bestätigt, dass der Kondensator geladen und seine Spannung
ausreichend war, um die LED kurz zu aktivieren. Die bei 1 Tau (im Optimalfall)
mit 5,69 Volt erreichte Spannung reicht damit auf jeden Fall für diesen Zweck
aus. Die Ladung des Kondensators beträgt bei
einer Kapazität von 10 uF und 4,12 V Kondensatorspannung:
Q = C
* U
Q = (10*10-6 F)*4,12 V
Q = 41,2 uC
(41,2 Mikro-Coulomb, das entspricht einem
Strom von 41,2 uA, der eine Sekunde lang fließt.)
Auch wenn die gemessene Kondensatorspannung
nicht (ganz) der Berechnung entspricht, konnte doch gezeigt werden, dass die
Hautoberfläche leitet und dabei einen - beträchtlichen - Widerstand bildet. Der maximale Ladestrom, der bei 9 Volt
Ladespannung und einem Ersatzwiderstand von 30 MOhm (R1) plus 27 kOhm (R2) über
die Fingerkuppe fließt, beträgt gemäß Schaltungssimulation 300 nA und ist
aufgrund seiner geringen Größe nicht wahrnehmbar. Die bei 1 Tau erreichte Kondensatorspannung
von 4,12 V reichte aus, um die LED schwach aufleuchten zu lassen. Die an der Fingerkuppe anliegende Spannung ist
zwar gering, es sollte dennoch nie vergessen werden, dass zum Beispiel
Feuchtigkeit oder Nässe den Widerstand der Hautoberfläche verringern und damit (nach
dem Ohmschen Gesetz) ein größerer Strom fließt. Daher sollte man immer genau überlegen
und prüfen, was nach Anlegen einer Spannung an eine Schaltung passiert,
insbesondere, wenn man – wie hier – selbst Teil davon ist. Das erhält die Gesundheit und kann auch den
vorzeitigen Abgang von Bauteilen verhindern :-)