Röhrenverstärker werden wegen ihrer akustischen
Eigenschaften von Audio-Enthusiasten sehr geschätzt und weiterhin hergestellt.
Nicht wenige Technikinteressierte haben in ihrem Bastelraum auf einem Regal
einen Röhrenempfänger aus den 1950er oder 1960er Jahren stehen, der durch
seinen kennlinienbedingten, weichen Klang, die glühenden Röhren, Drucktasten
und das magische Auge eine alte Technik erlebbar macht. Röhrenradios wecken bei
der älteren Generation nostalgische Gefühle und erzeugen bei jungen Bastlern
Neugier. Die Funktion einer Radioröhre ist einfacher zu verstehen als die Technik
der Halbleiter, die durch Miniaturisierung und Digitalisierung zum
„One-Chip-Radio“ der heutigen Zeit geführt hat.
Von der Industrie werden heute sog. „Retroradios“ angeboten,
die im Gehäusedesign an alte Vorbilder aus der Röhren- und Transistorepoche
erinnern. Sie sind schaltungstechnisch jedoch mit modernen, digitalen
Signalprozessoren und ICs ausgestattet und können keinen Röhrenklang erzeugen.
2009 bot der Franzis Verlag den Bausatz „Das Franzis-Röhrenradio
zum Selberbauen“ in einem nostalgischen Gehäuse aus Pappe an. Das Radio für
Kurzwellenempfang war mit der chinesischen Röhre 6J1, zwei NPN-Transistoren und
dem Audioverstärker LM386 ausgestattet und hatte eine Versorgungsspannung von 6
V DC (Das Franzis-Röhrenradio).
2011 folgte das „Retroradio Deluxe“ in einem aufwendigen Holzgehäuse
für UKW-Empfang. Es enthielt eine vorbestückte Platine mit dem TDA7088, einen
Vorverstärker mit der Röhre 6J1 und den Endverstärker LM386 (Das Retroradio Deluxe).
Ein Bausatz „UKW-Radio selber bauen“ ausschließlich mit
Halbleitern wurde 2012 aufgelegt. Das Empfangsmodul ist eine Platine mit dem
UKW-IC TDA7088, die auf ein Steckboard aufgesteckt werden kann (Franzis UKW-Radios zum Stecken).
Für die drei Projekte entwickelte B. Kainka die Schaltungen und schrieb die
Handbücher.
Im Jahr 2018 wurde das Röhrenradio für Kurzwelle vom
Franzis-Verlag erneut aufgelegt. Aufgrund der Abschaltung vieler Sender ist der
Kurzwellenempfang aber inzwischen schwierig und oft unbefriedigend geworden.
Aus diesem Grund wird hier ein Röhrenradio für UKW-Empfang vorgeschlagen, das
auf einem Steckboard aufgebaut werden kann und in das praktische Gehäuse des
Kurzwellenradios passt. Es handelt sich um eine Kombination der Schaltung des steckbaren
UKW-Moduls (B. Kainka 2012) mit dem Röhrenvorverstärker und dem LM386-Audioverstärker
des „Retroradio Deluxe“ (B. Kainka 2011).
Der Aufbau auf dem Steckbrett gestaltet sich einfach. Nach
der Kürzung der Kartonhalterung des Lautsprechers mit einem scharfen Messer kann
das Steckboard neben Röhre und Lautsprecher im Gehäuse festgeklebt werden.
Anstelle des Drehkos wird das Abstimm-Poti montiert. Auf die Gehäuseöffnung für
den Rückkopplungsregler wird eine Klinkenbuchse geschraubt, über die ein 6V
Gleichstrom-Trafo angeschlossen werden kann. Anstelle der Batterien kann man auch Akkus
verwenden, die dann über die Buchse aufgeladen werden können. Lötarbeiten sind
nur an den beiden Potis, an der Röhrenfassung, am Lautsprecher und an der Klinkenbuchse
erforderlich.
Nach dem Einschalten wird die Betriebstemperatur der Röhre nach
ca. drei Sekunden erreicht. Die Verstärkung der rötlich glühenden
Vorstufenröhre macht sich durch eine deutliche Lautstärkezunahme bemerkbar.
s. a.
90 Jahre Radio- und Elektronikbaukästen – vom Kristalldetektor zum DSP-Empfänger